Nachdem wir uns von Helene und Luca verabschiedet haben, ging es mit dem Zug nach Gosford. Dort wurden wir von Joanne, unserer neuen Gastgeberin, abgeholt. Wir kamen in einem wunderschönen Haus mitten in einem Waldgebiet mit selbst gebautem Teich an, welches zu dem Haus dazugehörte.
Das Essen dort war grandios. Um nur einmal einen allgemeinen Überblick zu geben: Zum Frühstück Chia-Samen mit Kokossahne und einen frischentsafteten Möhren-Apfel-Zitronen-Saft. Zum Mittag oder Abendessen Cremesuppen mit Kokossahne, Reis mit delikaten Nüssen, Gewürzen und Soße, die beste Pasta aller Zeiten und Glasnudeln mit Erdnussdressing und Salat (keine Garantie auf Vollständigkeit).
Und das einzige, was wir dafür machen mussten, war 5 Stunden am Tag die Natur und die Terrasse verschönern, den Abwasch nach den Mahlzeiten und Sonntag uns erholen. Aber das war eine richtige Erholung nach unserem ersten WWOOFing-Platz.
Arbeit: Wir kreierten einen Kräutergarten. Dafür mussten wir den kompletten Bereich vom Unkraut befreien, ca. 30 Zentimeter tief die Erde umgraben und alle Wurzeln herausholen, nochmals die Erde mit Hühnerdung und Kompost (was als Dünger benutzt wird) vermischen und Samen aussähen. Tipp: Wenn man verschiedene Kräuter nah nebeneinander pflanzt, beschützen sich die späteren Pflanzen gegenseitig vor Käfern und anderen Insekten.
Des Weiteren befreiten wir eine kleine Lichtung, die seit 4 Jahren nicht behandelt wurde, vom Unkraut und Laub. Das beanspruchte fast 2 volle Tage, da wir noch einen Weg bauten. Zusätzlich waren in 4-5 Blumentöpfen eine ganze Ameisenhorde, die mich am ersten Tag einen Satz zurückspringen ließen. Und die Terasse hat jetzt auch wieder saubere Steine.
Freizeit: Die meiste Zeit saßen wir in den gemütlichen Räumen oder auf der Terrasse, tranken Tee, redeten ein bisschen, schauten abends einen Film und benutzten das Klavier.
An einem Tag war sogar eine Heilungsfeier, wo viele Menschen zusammengekommen sind, um sich massieren zu lassen oder verschiedene Heilpraktiken anzuwenden. Von diesen haben wir nicht so viel mitbekommen, aber dafür haben wir uns sehr gut mit den liebevollen Gästen unterhalten. Es gab eine sehr fröhliche Aborigine-Dame namens Rachel, die wunderschön singen konnte und uns einen wahnsinnig leckeren veganen Schokokuchen aus Nüssen, Avocado, Kokos, Schokoladenpulver und Bananen zusammengebastelt hat. Sie hat uns sogar eingeladen, wenn wir jemals wieder in Melbourne sind, bei ihr zu übernachten. Wir könnten einfach über die Hintertür rein, falls sie nicht da sein sollte.
Den letzten Tag brachte uns Joanne zu den Somersby Falls. Dort genossen wir die Sonne, kletterten auf Bäumen, Steinen und dem Wasserfall rum und schossen Fotos. Außerdem bekamen Kevin und ich jeweils ein kleines hübsches Steinchen, was uns nun als Erinnerung an die ca. 10 Tag gibt.
Blue Mountains: Wie wir schon vor einiger Zeit beschlossen hatten, wollten wir nochmal zurück nach Katoomba zu den Blue Mountains, um die Berge noch weiter zu erkunden. Diese Chance bietete uns Lesley, unsere Gastgeberin in Katoomba. In unserem neuen zu Hause schliefen wir in einem Regenbogenzimmer. Man merkte doch leicht den Hang zu künstlerischem Tun, da viele selbstgemalte Bilder und Mosaiks in der Wohnung hingen, genauso wie eine Leiter an der Decke, von der alle Töpfe und Pfannen herunterhingen. Zusätzlich hatte sie eine Brotbackmaschine. Außerdem gab es zwei fröhliche kleine Hunde (Lizzy und Sookie) Es wurden 4 Stunden Arbeitszeit pro Tag angesetzt. D. h. bis zum Mittagessen arbeiten und den Nachmittag uns in den Bergen umschauen.
Arbeit: Wir halfen ihr ihren Waschraum auszuräumen und zu sortieren. Dabei fiel ein neuer Rucksack für mich ab (damit ich auch etwas mehr Platz habe um mehr temporäre Dinge zu verstauen). Wir säuberten ihr ganzes Haus, entfernten alle Spinnenweben und halfen beim Badewannentransport. Zusätzlich schnitten wir einen Riesenast vom Baum ab, hackten diesen in kleine Teile und erschufen damit Feuerholz, breite Stämme für Pflanzenbeete und Blätter für den Kompost. Weiterhin befreiten wir den Garten von zahlreichen Ranken und Unkraut auf dem Boden und in den Bäumen.
Es gab dort sehr freche aber sehr schöne weiße Kakadus, die in den herumliegenden Haselnussbäumen die Nüsse abrissen, sie wegknabberten und die Reste entweder auf das Dach (was gut in unseren Regenbogenzimmer zu hören war) und in den Garten fallen ließen (was natürlich ganz toll war, wenn man gerade das Unkraut zwischen dem Moos entfernt).
Freizeit: Wir gingen alle 2-3 Tage in die Berge und erkundeten weitere Wege und Wasserfälle. Zeitweise war es echt abenteuerlich, weil es in den Bergen doch des Öfteren geregnet hat und manchmal die Wege doch etwas extrem schmal und der Abhang sehr tief wurde. Abends schauten wir mit der sehr aufgeweckten Tochter Filme und unterhielten uns.
Unser Ruined-Castle-Walk: Nach den ca. 12 Tagen bei Lesley zogen wir für 2 Tage für wenig Geld in ein gemütliches kleines Hostel. An unserem ersten Tag wanderten wir zum Ruined Castle. Nach 4-6 km an der Straße laufen und einem schönen Ausblick kamen wir an den „Golden Stairs“-Eingang. Es waren sehr tiefe Stufen (gelegentlich bis zu einem Meter) und man musste höllisch aufpassen, dass man nicht auf der weichen Erde zwischen den unvorhersehbaren Wurzelstufen ausrutschte. Als wir dann unten am Fuß des Berges ankamen, ging es eine ganze Zeit lang durch ein Farnen bedecktes Waldgebiet. Dort begegneten wir den ersten Blutegeln. Ich merkte nach einer halben Stunde, dass eine Stelle an meinem Fuß dauernd juckte und irgendwann habe ich dann mir die Stelle angeschaut und ein ekliges, saugendes schleimiges Etwas gefunden. Die Aufregung war groß und wir waren 10 Minuten damit beschäftigt, alle Blutegel von den Füßen, Schuhen und Socken zu entfernen. Kevin hatte irgendwie mehr Glück als ich (als ich aus meinem rechten Schuh schlüpfte, saugten 5 an meiner Socke). Wir legten nun regelmäßig Blutegelsuchpausen ein.
Als wir ca. nach 3 Stunden am Ruined Castle angekommen waren, machten wir unsere wohlverdiente Pause mit unseren vorher gekauften Subway-Mittagessen. Das „Ruined Castle“ sind Riesensteine, auf den man herumklettern kann und wenn man in der oberen Hälfte steht einen 360° Valley-Ausblick genießt. Als wir uns auf den Rückweg begaben, begann ein Gewitter Punkt 15 Uhr (so wie es Kevin vorausgesagt hatte). Wir liefen nun einen anderen Weg zurück, der hauptsächlich durch den Wald verlief. Wir wurden bis auf die Unterwäsche trotz unserer Regensachen durchnässt, wanderten durch die matschige Erde und hörten (ich teilweise verängstigt) dem furchtbar lauten Blitzen und Donnern zu. Teilweise kreuzten wir frisch entstandene kleine Regenwasserfälle.
Zu unserem Glück hielt das Gewitter nur für eine dreiviertel Stunde an. Somit hatten wir nur noch mit den Blutegeln und dem Matsch zu kämpfen. Und teilweise mit dem Weg. An einer Stelle war der Weg von einer Lawine anscheinend verschüttet und es war eine abenteuerliche Kletterpartie um ans andere Ende der Steine zu gelangen. Völlig erschöpft kamen wir 1 ½ Stunden später an der Railway Station an und fuhren mit dem steilen Zug wieder nach oben. Ich fand noch 3 Blutegel, die es unter meine nicht funktionierende Regenjacke geschafft hatten. Wir konnten in dieser Nacht sehr gut schlafen 😉 (könnte teilweise auch an der Heizdecke auf unserem Bett gelegen haben).
Grand Canyon Walk & Wentworth Falls:
Wie das in Australien manchmal so ist, sind manche Leute einfach nett und sehr offen. Als wir die 3000 Stufen runter zum Leura Forest an einem unser freien Nachmittage gingen, trafen wir auf dem Rückweg einen netten alten Herrn, der uns einlud am Freitag mit ihm viel schönere Wanderwege zu erkunden. Der erste Walk ging 3 Stunden (Grand Canyon Walk). Wir besuchten einen Riesenwasserfall, der schon viel idyllischer war, als fast alle anderen davor. Und wieder einmal viele große Steine zum Energie loswerden und herumklettern. Es gab Wald- und Bachlichtungen, die einfach einzigartig waren. Das Wetter war perfekt und man fühlte sich wie in einem begehbaren wunderschönen Urwald. Es gab sogar eine Stelle, wo man zeitgleich nur zu zweit entlanglaufen durfte mit einer Hand an einem Drahtseil.
Nach einer entspannten Mittagspause ging es weiter zu den Wentworth Falls. Es war inzwischen ganz schön heiß und direkt in der Sonne an der Wand der Berge entlangzulaufen, war dann doch etwas anstrengend. Aber es gab wieder grandiose Aussichten und einen extrem großen und wunderschönen Wasserfall (mit einem Gesicht). Ich hoffe, unsere Fotos können die Atmosphäre wenigstens zu einem Teil widergeben. 😉 Wir konnten auch diese Nacht ziemlich gut schlafen.
Der Oberhammer! Tolle Fotos, ihr habt ja ein richtiges Abenteuer hinter euch. Wie kann man denn auf den Punkt genau ein Gewitter voraussagen? Ich wäre in der 3/4-Stunde höchstwahrscheinlich vor Angst umgekommen 😉 P.S. Ihr braucht bessere Regenkleidung. lol Passt gut auf euch auf. Freue mich auf die nächsten Berichte 😉 Viele Grüße aus dem verregneten, verschneiten Berlin 🙂